Unsere Liebe Frau zum Landstein
Der Landstein ist ein bis heute eindrucksvolles Zeugnis mittelalterlicher Frömmigkeit und Repräsentation. Die eindrucksvolle, 46 Meter lange Kirche, dessen Reste bis heute zu sehen sind, dürfte im 15. Jahrhundert errichtet worden sein. Auftraggeber könnten die Herren von Eppstein gewesen sein, die hier Besitzrechte hatten und die Kirche durch Stiftungen förderten.
Der Grund für den Kirchenbau lag in einer Marienwallfahrt, die hier im Spätmittelalter zu einer durchaus beachtlichen Blüte kam. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts sind beispielsweise Wallfahrten eines Wiesbadener Bürgers und einer Gräfin von Nassau belegt. Ein Kircheninventar, das am Vorabend der Reformation aufgestellt wurde, belegt die Bedeutung der Kirche: kostbare Messgewänder, Gold- und Silbergeräte und drei Ablassurkunden sind darin aufgeführt. Noch 1517 wurden zwei neue Glocken für die Kirche gegossen. Wenig später brachte die Reformation jedoch das Ende der Wallfahrt mit sich.
Die Landsteiner Kirche war zwar keine reine Wallfahrtskirche, sondern zugleich Pfarrkirche für die benachbarten Dörfer Treisberg und Finsternthal; aber auch das konnte ihre Existenz nicht retten. Die Pfarrei am Landstein wurde zugunsten von Altweilnau aufgehoben. In den folgenden Jahrzehnten verfiel die Kirche mehr und mehr bzw. wurde als Lieferant für Baumaterialien genutzt. So finden sich Reste aus der Landsteiner Kirche heute als Bauteile in der Stadtpfarrkirche von Usingen. Vom Kirchenschatz verlor sich ebenso wie vom Gnadenbild jede Spur.
Bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde der besondere kulturhistorische Wert der Ruine erkannt und ein endgültiger Abbruch verhindert.
Die roten Mönche vom Landstein
Die große, verlassene Kirchenruine im Weiltal hat die Fantasie der Menschen stets angeregt. So gibt es eine Reihe von Sagen und Erzählungen, die sich um den Landstein ranken. Am bekanntesten sind die „roten Mönche“, hier in einer protestantisch-erbaulichen Fassung von Friedrich Seibert aus dem evangelischen Nassauer Sonntagsblatt von 1864.
Wichtige Daten der Landsteiner Mühle
Kirche | |
1272 | erster Hinweis |
Ende 15. Jh. | Rentbuch der Kirche unserer lieben Frauen am Landstein liefert Hinweis auf Bruderschaft (Laienprediger im Dienst der Kirche - keine Mönche) |
1519 | Kirchenschätze sind in der Burg Altweilnau eingelagert |
1522 | Hinweis auf eine Wall fahrt zum Landstein |
um 1535 | Ende als Pfarrkirche für die Dörfer Land stein, Treisberg, Finsterntal Säulen, Steindach (Schiefer) wurden im 16. Jh. in der Laurentiuskirche in Usingen verbaut. Das Turmdach wurde nach Kirberg verkauft |
Dorf | |
1272 | erster Hinweis |
1350 | als befestigter Dienstsitz des Ritters Markolf – Lehensnehmer der Herren von Eppstein – unter dem Namen „Landsburg“ mit Dorf und Gericht genannt |
1369 | erwarb Hartmud von Cronberg Dorf und Gericht |
1441 | ging der Besitz zurück an die Eppsteiner |
1596 | letzte Erwähnung des Dorfes Landstein, Ein Dorf im klassischen Sinne war es wohl nicht, sondern ein paar Häuser mit Krämer, Wirt etc. für die Wallfahrer . Mit der Reformation hörten die Wallfa hrten auf und das Dorf verschwand |
Mühle | |
21.06.1500 | Ersterwähnung |
30.03.1551 | Mord an Philippus von Reifenberg durch 2 Altweilnauer Waffenknechte nach einem Gelage in der Landsteiner Mühle |
21.04.1584 | Mord an Müller Mappes auf dem Landsteiner Steg nach einem Streit mit einem Merzhäuser Einwohner |
28.02.1652 | Meldung „Die Landsteiner Mühl ist übern Hauffen gefallen“ |
1675 | Kauf der Mühle durch Conrad Roth aus Altweilnau, Mühle war wohl in der Zwischenzeit wieder aufgebaut worden |
1957 | Stilllegung der Mühle |
Wirtshaus | |
1517 | Ersterwähnung (Paulus, der Wirt der Bruderschaft „Unserer Lieben Frauen“) |
1694 | wird in einer lnventarliste ein Braukessel erwähnt |
1957 | Gründung der Gaststätte in der Landsteiner Mühle durch Familie Busch |
Herbst 1979 | Verkauf an Stöckls |
01.05.1980 | Eröffnung Stöckls Restaurant |
01.01.2002 | Restaurant unter Leitung von Alex und Michael |
Markt | |
1547 | Erstwähnung des Ostermarkts Am Landstein wurde an Dienstag nach Ostern und am Jacobitag (25.07.) Markt gehalten |
Aktuell
Die Ruine der ehemaligen Wallfahrtskirche "Unsere liebe Frau vom Landstein" im Naturpark Taunus wird nach Abschluss der Renovierungsarbeiten im Sommer in neuem Glanz erstrahlen. Auch die Landschaftsarbeiten neigen sich dem Ende zu und sollen im August diesen Jahres abgeschlossen werden.
Baufahrzeuge und Arbeiter gestalten die Umgebung der geretteten Kirchenruine für Besichtigungen. Nachdem das Gelände bereits im vergangenen Jahr für religiöse und kulturelle Veranstaltungen genutzt wurde, wird es ab diesem Sommer der Öffentlichkeit zugänglich sein.
Das neu gestaltete Areal wird teilweise wassergebundene Oberflächen und Schotterrasen erhalten, um die Bodenversiegelung zu reduzieren. Lademöglichkeiten für E-Bikes sind ebenfalls Teil des neuen Gesamtkonzepts.
Archäologische Forschungen enthüllten überraschende Details über das Erscheinungsbild der Ruine: Einst standen am Standort nämlich zwei Kirchen. Bei Grabungen kam das eigentliche Ausmaß der Wallfahrtskirche zum Vorschein.
Der Chorraum wird nur für Veranstaltungen geöffnet sein, da die Bodenplatten für dauerhafte Begehungen zu empfindlich sind.
Nach eingehender Diskussion von Denkmalschutzbehörden, Vertretern des Eigentümers - insbesondere des Landrats - und der Projektleitung traf man eine bedeutende Entscheidung: Die freigelegten Mauern sollen erhalten bleiben und im Frühsommer 2021 fachgerecht saniert werden.
Zusätzlich sollen Infoelemente, ein dreidimensionales Modell und virtuelle Rekonstruktionen den Besuchern vor Ort die Baugeschichte der Landsteiner Kirche anschaulich präsentieren. Für die sanierte Kirche wird ein Pflegewerk erstellt, das die Nachhaltigkeit der Sanierungsarbeiten gewährleistet.
Ein entscheidender Beitrag zum Erfolg der archäologischen Grabungsmaßnahmen und der anschließenden Sanierungsarbeiten wurde maßgeblich von einer kleinen, enthusiastischen Gruppe ehrenamtlicher Helfer geleistet, die von Anfang an mit großem Feingefühl aktiv beteiligt waren. Ihnen gebührt ein besonderer Dank.
Nachdem das Büro Rumpf mit Bauleiter Prof. Dr. Josef Baulig den Auftrag für die örtliche Bauleitung erhielt, begannen im April die Sanierungsarbeiten am aufgehenden Westwerk mit dem Aufbau des Gerüsts. Im Juli erhielt die Firma Pressbau (Erfurt) den Zuschlag über die Sanierungsarbeiten und begann umgehend die Sanierungsarbeiten. Parallel begann das BfB mit der sensiblen fachgerechten Sicherung der archäologisch freigelegten Mauern von Langhaus und Chor. Diese blieben als archäologisches Freigelände sichtbar, wobei das ehemalige Langhaus als Veranstaltungsarena begehbar wurde.
Der Naturpark Taunus kann mit der Sanierung der Kirchenruine „Unsere Liebe Frau vom Landstein“ beginnen. Vor Ort am Landstein hat die Bezirkskonservatorin Dr. Verena Jakobi vom Landesamt für Denkmalpflege dem Zweckverbandsvorsitzenden, Landrat Ulrich Krebs, die Förderbescheide über Bundes- und Landesmittel ausgehändigt.
Die Gesamtkosten der denkmalpflegerischen Maßnahmen sind auf 660.000 Euro beziffert. Außer Bund und Land beteiligt sich auch der Hochtaunuskreis mit einem Zuschuss an der Finanzierung; der Naturpark Taunus und die Gemeinde Weilrod stellen Eigenleistungen zur Verfügung. Die noch fehlenden Mittel sollen durch weitere Zuschüsse und Spenden aufgebracht werden.
Das Sanierungskonzept, das vom Büro für Burgenforschung von Dr. Joachim Zeune erarbeitet wurde, sieht eine behutsame Konservierung und Sicherung der noch erhaltenen Mauerreste vor. Es konnte der Ursprungsbau einer Kapelle nachgewiesen werden, die im Lauf des 15. Jahrhunderts zweimal bis auf die jetzigen Ausmaße der Kirche erweitert wurde. Neben dem Westwerk und den Resten der Langhauswand sollen auch die ausgegrabenen Mauerreste konserviert und sichtbar erhalten werden.
Alle Maßnahmen werden eng mit dem Denkmalschutz abgestimmt, um der historischen Stätte gerecht zu werden. Los geht es mit der Sanierung im Frühjahr 2020.
Den zuständigen Fachbehörden gilt ebenso ein herzlicher Dank wie den hiesigen Bundestagsabgeordneten Dr. Stefan Ruppert und Markus Koob, die sich beide für die Sanierung der Kirchenruine eingesetzt haben.
Restaurierung
Seit 2018 ist die Kirchenruine am Landstein im Besitz des Naturparks Taunus. In der Verantwortung für dieses wichtige Kulturdenkmal wird zunächst ein Sanierungs- und Nutzungskonzept erstellt, auf dessen Grundlage künftig die Pflege der Ruine erfolgen soll. Es geht dabei zum einen um den Schutz der noch vorhandenen Bausubstanz, zum zweiten um die Erfahrbarmachung der ursprünglichen Anlage und schließlich um die Bereitstellung von Infrastruktur für Veranstaltungen.
Für das große Projekt der Restaurierung ist jede Unterstützung willkommen! Spenden können auf nachfolgendes Konto eingezahlt werden. Spendenquittungen stellt der Zweckverband Naturpark Taunus aus. Bitten wenden Sie sich per E-Mail unter Angabe Ihrer vollständigen Adresse, der Höhe Ihrer Spende und des Überweisungszeitpunkts an uns.
Inhaber | Naturpark Taunus |
IBAN | DE73510500150304051469 |
BIC | NASSDE55XXX |
Verwendungszweck | Spende Kirchenruine Landstein - [Ihr Name] |